Sharing economy: Warum teilen nicht gleich teilen ist

Sharing als PR- Strategie: Angebote wie Airbnb verkaufen Kapitalismus als Menschenfreundlichkeit Foto: airbnb.de (Screenshot, bearbeitet).
Sharing als PR- Strategie: Angebote wie Airbnb verkaufen Kapitalismus als Menschenfreundlichkeit
Foto: airbnb.de (Screenshot, bearbeitet).
Der Ärger um den Kleiderkreisel hat es gezeigt: Sharing kann schnell zum Kommerz verkommen. Paradox, mit Angeboten wie uber aber immer häufiger Wirklichkeit. Digitalexperte Sascha Lobo fand im Interview mit der Frankfurter Rundschau deutliche Worte. Was teilen sein kann und was dieser Blog möchte, dass teilen ist.

Die gute alte Fahrgemeinschaft gibt´s jetzt auf dem Smartphone. In der App uber trage ich ein, wann und wohin ich fahren möchte, bitte mich quasi als Taxifahrer an. Der Preis mit dem Mitfahrer ist Verhandlungssache. Soweit so gut, rein ökologisch gesehen vielleicht gar nicht mal so verkehrt. Aber: uber ist wohl doch eher Kommerz, die Plattform bekommt 20 Prozent vom vereinbarten Fahrpreis. Auf 40 Milliarden Dollar wird der Wert des Konzerns mittlerweile geschätzt, nicht zuletzt weil es immer wieder Finanzspritzen von Investoren bekommt. Erst im Dezember investierte der chinesische Internetkonzern Baidu, die Investitionssumme ist nicht bekannt. Nicht nur deshalb ist uber mehr als umstritten. In einigen Ländern ist es bereits verboten, weil dort gültige Beförderungsbedingungen nicht eingehalten werden.

Für den nächsten Urlaub noch auf der Suche nach einer günstigen Unterkunft? Kein Problem, air bnb vermittelt gerne. Die Online- Plattform stellt den Kontakt zwischen Wohnungsanbietern und – Suchenden her. Auch hier wird der Preise zwischen Beiden ausgehandelt. Und auch hier hat natürlich air bnb die Finger im Bezahlsystem: 6-12 Prozent kassiert das Unternehmen vom Gast, zusätzlich darf auch der Gastgeber nochmal 3 Prozent an airbnb abgeben.

Air bnb und uber sind gute Beispiele für das, was mit dem Begriff sharing gerade passiert. Er wird für etwas verwendet, was mit dem ursprünglich Wortsinn eigentlich gar nichts mehr zutun hat. Digitalexperte Sascha Lobo, bekannt für deutliche Worte, sagt dazu in einem heute erschienen Interview mit der Frankfurter Rundschau:

Der Begriff Sharing Economy ist ein sehr cleverer PR-Begriff, weil er etwas sehr gutes und freundliches, das Teilen, mit der Wirtschaft verbindet. Man hat den Eindruck, da würde eine Art Menschenfreundlichkeit verarbeitet.

Durch solche Angebote gerät also eine eigentlich gute Idee, das Teilen zu digitalisieren und möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen, in Verruf. Diplomatisch ausgedrückt, scheint es als hätte Lobo nicht nur deshalb vor allem mit uber und dessen Firmenchef Travis Kalanick so seine Probleme:

Das ist ein Mann, der Schwierigkeiten hätte, einen Sympathiewettbewerb gegen eine Landmine zu gewinnen. Ein ganz klassisches Arschloch.

Denn der Dienst nimmt in Kauf, dass eine ganze Branche darunter leidet. Und darin vor allem die Taxifahrer, die aus wirtschaftlichem Druck fahren, ihr Gehalt „reinfahren“ müssen. Wer bei uber eine Fahrt anbietet, hat in der Regel keinen wirtschaftlichen Druck, ist flexibler und nimmt freiwillig teil. Ist aber andererseits auch nicht abgesichert. Wer zahlt, wenn es kracht?

So haben sich das die Sharing- Pioniere sicher nicht vorgestellt. Eigentlich gibt es doch genug von allem, genug was wir teilen können, egal ob unsere Wohnung, unser Auto oder unsere Nahrung – ohne Geld dafür zu verlangen. Was hat das noch mit dem guten alten Teilen zu tun? Wenn Kinder in der Schule ihr Pausenbrot teilen, dafür aber 50 Cent pro Brothälfte verlangen und davon noch mal 10 Prozent an die Sorgeberechtigten abgeben, die das Brot morgens geschmiert haben, ist das noch Teilen? Nein, das ist klassischer Kapitalismus, nur auf Umwegen. Deshalb bleibt dieser Blog dabei, Menschen und Projekte vorzustellen, die ihre Ressourcen unentgeltlich zur Verfügung stellen- und den Begriff teilen deshalb in seinem ursprünglichen Sinne verwenden.

Das komplette Interview mit Sascha Lobo gibt es hier zu lesen.

Mit uber und co hat sich auch das ARD- Magazin Panorama schon im vergangenen Jahr beschäftigt:

Einen neuen Beitrag zum Thema Sharing economy zeigt das Magazin am 8. Januar um 21.45 Uhr.

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